Der Durchfalleranteil bei der praktischen Fahrprüfung steigt stetig
Wer kennt das nicht, Stoppschild ignoriert, falsch abgebogen oder Verkehsrschild übersehen. Was im normalen Autofahreralltag häufig ohne Folgen bleibt hat bei der Führerscheinprüfung große Auswirkungen. Eh schon nervös und aufgeregt genügt eine kleine Unaufmerksamkeit und alles ist gelaufen. Für Fahranfänger wird die praktische Führerscheinprüfung immer öfters zum Stolperstein. Beim ersten Mal nimmt man es vielleicht noch sportlich, nach dem Motto: " dumm gelaufen". Doch spätestens beim zweiten Mal kann der Wunsch zum eigenen Führerschein zum Alptraum werden. Auch selbstbewusste Menschen fühlen sich in dem Moment ganz klein, auch solche, welche sonst eher nicht mit zittrigen Beinen zur Prüfung gehen. Das alles unerwartet plötzlich gegen einen läuft gaht manchmal recht schnell. Es ist neblig und noch früh. Der Prüfer wählt zudem eine unbekannte Route. Vor einer Kreuzung ist das Tempo dann zu hoch. Der Fahrlehrer greift ein und bremst. „Das war eine grobe Verkehrsmissachtung“, sagt der Prüfer. „Durchgefallen.“
Bundesweit steigen seit Jahren die Durchfallquoten bei der Führerscheinprüfung für das Auto. Bei der Theorieprüfung aller Pkw-Klassen lag die Quote 2017 laut Kraftfahrt-Bundesamt bei 39 Prozent (2016: 37 Prozent). Bei der praktischen Prüfung für den Autoführerschein fielen 32 Prozent der Anwärter durch (Vorjahr: 31 Prozent) – das waren 432 037 nicht bestandene praktische Prüfungen. Fahrlehrer führen die erhöhten Durchfallquoten unter anderem auf vermehrt nicht deutschsprachige Bewerber zurück. Die hätten neben Sprachproblemen oft auch mit einer anderen Verkehrskultur zu kämpfen.
Beim ersten Mal durchgefallen, das ist nicht das Ende, es darf wiederholt werden. Okay zweiter Anlauf. Beim zweiten Versuch scheint alles zu klappen. Aber dann ein Patzer in den letzten fünf Minuten. Von der Autobahn kommend fährt der Prüfling zu schnell in eine Kurve. Urteil vom Prüfer: durchgefallen, leider nun zum zweiten Mal. Die geschilderte Situation ist kein Einzelfall.
Aber woran liegt das?
Die Prüfung selbst sei laut Aussagen vom Tüv nicht schwieriger geworden. Doch oft müssen die Prüfer als Sündenbock herhalten. Man lässt laut Tüv keinen Prüfling einfach so durchfallen.“
Experten suchen Gründe, doch Verkehrsexperten haben keine eindeutigen Antworten zu möglichen Ursachen. Klar ist: Höhere Durchfallquoten sind ein internationaler Trend. Das hat nun die Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) auf den Plan gerufen. Deren Forscher wollen die Zahlen nun unter die Lupe nehmen. „Ein Grund könnte natürlich sein, dass der Verkehr deutlich komplexer geworden ist. Dazu kommen Turboabi, Freizeitstress, Wechsel in den Job – besonders junge Leute sind „konkurrierenden Anforderungen“ ausgesetzt, weiß der ADAC. Anders als in frühreren Jahren ist der Führerschein nicht mehr Priorität Nummer Eins auf der To-do-Liste. Entsprechend leicht wird die Aufgabe oft genommen. Doch einen Führerschein macht man nun mal nicht so einfach nebenbei.
Ist beispielsweise der Führerschein mit 17 Jahren, wie er seit einiger Zeit angeboten wird, zu früh?
Das weisen die Experten einmütig zurück. 17-Jährige fallen sogar weniger durch als ältere Prüflinge und es hat sich herausgestellt, sie fahren später sicherer. Ein wichtiger Aspekt könnte aber sein, dass das digitale Interesse ausgeprägter zu sein scheint als das Interesse für das Verkehrsgeschehen. Früher schauten Jugendliche als Beifahrer raus, heute schauen sie auf das Smartphone. Dadurch geht vermutlich laut einhelliger Meinung von Verkehrsexperten der Bezug zum Verkehr verloren. Der ADAC empfiehlt vor der ersten Fahrstunde einen genauen Fahrschulvergleich. Die billigsten Anbieter sind nur selten auch fachlich gute Fahrschulen. Besonders von Crash- und Ferienkursen wird von Experten abgeraten – das Erlernte muss einfach ausreichend Zeit haben, sich zu festigen.